Taizé selbst ist zunächst der Name eines Ortes in der Mitte von Frankreich. Hier entstand eine ökumenische Bruderschaft, die besonders durch eine internationale Jugendarbeit über Landesgrenzen als auch konfessionellen Grenzen hinweg aktiv ist. Taizé ist mit einem Namen ganz eng verknüpft: Roger Schütz. Er kommt aus der französischen Schweiz, ist von der Konfession her schweizerisch reformiert und ist der Gründer dieser Bruderschaft.
1940 ist er fünfundzwanzig Jahre alt. Ein weiterer Weltkrieg zerreißt Europa. Seit mehreren Jahren trägt er sich, von Leidenschaft erfüllt, mit dem Gedanken, eine monastische Gemeinschaft ins Leben zu rufen, die sich der Versöhnung widmet. Er verläßt die Schweiz, wo er geboren wurde, und zieht nach Frankreich, dem Land, aus dem seine Mutter stammt. Dort herrschten damals Krieg und Elend. „Je mehr ein Glaubender aus der Unbedingtheit Gottes leben will“, schreibt er, „desto wesentlicher ist es für ihn, diese Absolutheit in die Not der Menschen zu stellen.“
Auf der Suche nach einem Haus gelangt er nach Cluny, dessen monastische Vergangenheit er kennt. Ganz in der Nähe, im südburgundischen Dorf Taizé, steht ein Haus zum Verkauf – zwei Kilometer von der Demarkationslinie zwischen der unbesetzten und der von den Deutschen besetzten Zone entfernt. Von 1940 bis 1942 nimmt Frère Roger in seinem Haus politische Flüchtlinge auf, die sich in die freie Zone absetzen, besonders Juden. Dreimal am Tag betet er allein in einem kleinen Gebetsraum, wie es später die Gemeinschaft beibehalten wird, deren Gründung er erwägt. Nachdem die Gestapo das Haus mehrfach durchsucht hatte, muß er sich von Ende 1942 bis Ende 1944 außerhalb von Frankreich aufhalten.
Mit den ersten drei Brüdern, denen er unterdessen begegnet war, kehrt Frère Roger 1944 nach Taizé zurück. 1949 verpflichten sie sich, mittlerweile zu siebt, zum monastischen Leben in Ehelosigkeit, Anerkennung des Dienstamts des Priors und geistiger wie materieller Gütergemeinschaft. Mit den Jahren wächst die Communauté, der sich seit 1969 auch Katholiken anschließen können. Heute gehören ihr neunzig Männer aus etwa fünfundzwanzig Nationen an. Von ihrer Existenz her ist sie Zeichen der Versöhnung zwischen Christen, die unter sich gespalten sind, und zwischen Völkern, die gegeneinander stehen. Sie lebt, nach einem Wort Frère Rogers, ein „Gleichnis der Gemeinschaft“.
Taizé selbst hat sich als Ziel die Versöhnung unter den Christen gesetzt. Es bestehen sehr enge Verbindungen zu praktisch allen Konfessionen in Europa, dem Papst, den orthodoxen Patriarchen und anderen Kirchenführern. Taizé selbst ist keine eigene Kirche – keine eigene Konfession. Taizé legt Wert darauf, daß die Brüder ihre Konfession behalten, auch wenn Sie dem Orden beitreten.
Um Ziel der Versöhnung unter den Christen mit Leben zu erwecken, reisen die Brüder in viele Länder der Erde und bemühen sich dort auch um ganz praktischen Dienst am Nächsten. So in Indien, Sudan und vielen anderen Staaten der dritten Welt. Immer wieder werden auch Menschen aus diesen Staaten nach Taizé eingeladen um das dortige Leben kennen zu lernen.
Um diesem Ziel näher zu kommen, treffen sich Woche für Woche manchmal viele Tausend Jugendliche aus ganz Europa in Taizé selbst oder bei einem großen Europäischen Treffen um miteinander zu beten, Gottesdienst zu feiern oder sich in Diskussionen über den Glauben und die Kultur auszutauschen.
Ein Mittel ist hier immer die Einfachheit, die Schlichtheit, die Konzentration auf das Wesentliche. Das betrifft sowohl das Leben in Taizé, als auch die Gesänge, die Gebete.
Einmal im Jahr, über Silvester, findet ein großes, europäisches Jugendtreffen in einer europäischen Hauptstadt statt.Hier kommen dann etwa 80 bis 100 Tausend Jugendliche zusammen um fünf Tage zusammen die Gebete zu erleben, aber natürlich auch um die Stadt, in der sie leben, kennen zu lernen. Übernachtet wird entweder in Gemeinschaftsquartieren wie Schulen oder Gemeindehäusern, oder bei Privatpersonen, die sagen daß sie etwas Platz frei haben.
Der Tagesablauf ist vergleichbar mit dem in Taizé. Der Tag beginnt in den Gemeinden, nach dem Morgengebet dort trifft man sich in kleinen Gruppen und bespricht ein Thema oder besucht eine karitative Einrichtung in der Nähe der Gemeinde. Mittagessen und Mittaggebet sowie Abendessen und Abendgebet finden auf dem Messegelände statt.
Während des Abendgebets am Dienstag, 16. August 2005, hat aus den zahlreich versammelten Menschen heraus eine Frau Frère Roger mit einem Messer schwer verletzt. Er starb kurze Zeit später.
Gemäß der von 1953 verfaßten „Regel von Taizé“ bestimmte Frère Roger während des Bruderrates 1998 den Mitbruder Frère Alois im Einvernehmen mit den anderen Brüdern zu seinem Nachfolger als Prior.
Einen sehr guten Überblick zu der Communauté von Taizé findet man auch unter https://de.wikipedia.org/wiki/Communaut%C3%A9_de_Taiz%C3%A9